Warum der Tennisclub in Pfaffstätten das Spiel um die Zukunft gewinnt: 4 Matchbälle
18. APRIL 2023 | VON IRENE BECKMANN
Die Geschichte des Tennisclubs in Pfaffstätten beginnt im vorigen Jahrhundert. Seit 1979 werden hier die gelben Bälle übers Netz gespielt. Ich war da schon auf der Welt, aber wusste noch nichts von Tennis und schon gar nichts von Tennis in Pfaffstätten. Letzteres ist mir seit 1998 bekannt. Doch mit 2023 beginnt der UTC Pfaffstätten die Tennisgeschichte hier im Ort neu zu schreiben. Sie wird grün, weiblich, langlebig und ein bisserl heilig. Der Verein spielt jetzt in der Zukunftsliga. Vier entscheidende Matchbälle lassen ihn das Spiel um die Zukunft gewinnen.
1. Matchball: Die Zukunft ist grün und klimafreundlich
Der Sandplatz ist rot. Auch weiterhin. Da wird sich zukünftig nicht viel ändern. Auf den ersten Blick scheint alles gleich geblieben zu sein. Wer genauer schaut oder mehr noch bei der Eröffnung der heurigen Saison dabei war, bekommt ein ganz anderes Bild geboten. Nicht nur weil es an diesem Tag von Ehrengästen verschiedener Genres aus nah und fern nur so wimmelt. Der aufmerksame Blick erkennt abseits von Bürgermeister und Obleuten anderer Vereine feinstes Granulat auf wasserdurchlässigem Bodenbelag. Manche Stellen lassen unter den Füßen einen Korallensandstrand vermuten, so sanft fühlt sich ein Schritt nach dem anderen an. Anstatt Meeresrauschen im Ohr, rauscht öfter mal der Wind vom Anninger mitten in den Ballwechsel. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ab jetzt spielen wir hier auf RedCourt. Heißt übersetzt so viel wie roter Platz. Soweit, so bekannt. Das fantastische ist jedoch die Zaubertechnologie, die wartungsfreie Plätze erlaubt. Aber was ist das klimafreundliche daran? Und jetzt kommt es. Kein Tropfen kostbares Trinkwasser aus der Schneebergregion rauscht mehr für die Bewässerung der Plätze aus dem Schlauch. Angesichts der zunehmenden Trockenheit ein Meilenstein in der Tennisgeschichte des UTC und der vom Klima. Das ist aber noch nicht alles an grüner Technologie, die das Tennis in Pfaffstätten in die Zukunft führt. Was an Wasser weniger verbraucht wird, wird von anderer Stelle mehr genutzt. Es geht um die Sonnenenergie. Das Dach soll bald in neuem Glanz erstrahlen. Photovoltaik heißt die nächste Zaubertechnologie, die sich der UTC zunutze macht. Doch das Spiel um die Zukunft hat mehr zu bieten.
2. Matchball: Die Zukunft ist weiblich
Der Tennispräsident vom Verein weiß, dass ohne Frauen gar nichts geht. Mit einer kleinen Ode an seine Frau lässt er bei der Eröffnung aufhorchen. „Bedanken möchte ich mich in tiefer Liebe bei meiner Gattin,“ sagt er. Warum? Weil sie dazu steht, dass er dem Tennisplatz nahezu sein gesamtes Freizeitleben widmet. So stellt er die Weichen für die Zukunft. Durch sein Leben für den Verein in dem er den Stellenwert der Frauen im Club erkennt.
Um das zu erklären, beginne ich mit einem männerlastigen Thema, dem Tennistraining. Warum müssen das immer Männer sein? Das frage ich mich schon länger. Jetzt nicht mehr, denn die Zukunft des Tennistrainings ist weiblich. Chiara mischt in der Trainingsriege gewaltig auf. Nicht nur weil sie als Pädagogin mit fachlicher Expertise und endloser Geduld komplizierte Inhalte an wissenshungrige Geschöpfe zu vermittelt weiß. Neben diesem Bonus versteht sie obendrein das Tennishandwerk brillant. Praktisch, theoretisch und didaktisch. Dass sie auch sympathisch ist, steigert meine Lust, eine Trainingsstunde zu buchen – oder gleich mehrere?
Wir Frauen halten zusammen. Miteinander nicht gegeneinander. Wie das geht? Schau vorbei und schau es dir an. Vielleicht mittwochs beim Frauentennis? Dort nämlich perfektionieren die Frauen ihr Tennis am Platz, während Hans den Barista macht und Kaffee zum Socializen danach bereitstellt. Wer Hans ist? Eine Tennisclublegende und mein Stichwort für den nächsten Matchball im Spiel um die Zukunft.
3. Matchball: Die Zukunft ist eine Blue Zone
Bis zu dieser Stelle, liebe Leser:innen, kennen wir rote RedCourt Plätze, grüne Technologien und einen bunten Blumenstrauß, der die Liebe des Präsidenten zu seiner Frau bezeugt. Jetzt wird es blau, denn die Rede ist von Blue Zones. Was das ist? Das sind jene Zonen auf dem Planeten Erde, wo Menschen besonders alt werden und besonders gesund bleiben. Angeblich liegt das am Leben in der Gemeinschaft, an der Bewegung und Zufriedenheit. Aktuell gibt es fünf dieser Zonen. Nun kommt Hans ins Spiel. Sein nächster runder Geburtstag schmückt sich mit einem Neuner an der Zehnerstelle. Das glaubt niemand, der das nicht weiß, denn er schaut aus wie ein Best Ager, ist fitter als sein Tennisschuh und er würde das Beliebtheitsranking im Verein gewinnen. Das Erstaunliche, er ist nicht das einzige über 80-jährige Vereinsmitglied, das am neuen RedCourt mit Freude dem Ball einen Topspin verpasst. Da gibt es noch mehr Frauen und Männer in dieser Liga. Warum das so ist? Ich vermute es gibt neben Ikaria, Okinawa, Ogliastra, Loma Linda und Nicoya eine sechste Blue Zone: den UTC Pfaffstätten. Bevor die erste wissenschaftliche Studie das beweist, braucht es den entscheidenden Matchball im Spiel um die Zukunft. Den liefert der Glaube an das Gute. Auch wenn Tennis des Gewinnens wegen oft ein bisserl böse sein muss.
4. Matchball: Die Zukunft ist im Einklang mit dem Universum
Wer sich mit dem Guten beruflich auskennt, darf sich auf der Eröffnungsbühne der neuen Tennisplätze prominent einbringen. Nein, es werden keine philosophischen Abhandlungen referiert oder politische Versprechen vorgetragen. Es geht da eher um jemanden, der den guten Draht zum Universum, das je nach Glaubenskongregation unterschiedlich benannt wird, pflegt. In diesem Fall ist es Pater Walter. Ich bin Fan von seinen Reden, muss ich gestehen, auch wenn ich mit der Kirche nicht so viel am Hut habe. Heute höre ich ihn von Tennis als „Rückschlagspiel“ sprechen. Man müsse dabei mit „Rückschlägen gut umgehen können“, „standhalten“ und „gut reagieren“. Dazu brauche es „Heiterkeit und Gelassenheit“. Es gehe um „Freude“ und „Gemeinschaft erleben“, ums „Gegenseitig unterstützen“, nicht ums „egoistische Gewinnen-wollen“. Klingt ein wenig nach Blue Zone Spirit. Tennis kommt von „tene“, sagt Pater Walter. Das bedeute „annehmen und halten“. Da nehmen wir doch gerne den Segen für die neuen Plätze an. Oder wie Pater Walter es ganz unheilig nennt „ein bisserl mit Weihwasser bespritzen“. Mit dem Tennis Urbi et Orbi ist der letzte Matchball gespielt. Die Zukunft im Einklang mit dem Universum scheint gesichert zu sein.
Weil im Spiel um die Zukunft viel auf dem Spiel steht braucht es durchdachte, wohl überlegte Matchbälle. Denn der Matchball ist bekanntlich entscheidend, um ein Spiel zu gewinnen. Ein Spiel im Sinne der Gemeinschaft. Denn wenn wir nicht zusammenhalten, dann gibt es auch keine Zukunft. Weder für den UTC-Pfaffstätten, noch für die Menschheit auf unserem Planeten.
„Tennis, wo man Jugend groß schreibt.“
„Tennis, wo man sich wohlfühlt.“
„Tennis, wo Verein auch Familie sein kann.“
Auf der Homepage aufgeschnappt.
Hier geht es zur Zukunft für traditionsreiche Tourismusorte, am Beispiel des Semmering diskutiert.
Die neuen RedCourt Plätze sind ein Hit!
Schön, dass meine Worte gut angekommen sind. Weiterhin viel Freude beim Spiel!
Vielen Dank Irene für deine wunderbaren „Schreibimpulse“! – Besser kann man das nicht schreiben!!!
Toller Blog Irene !!!
Toller Artikel Irene!
Matchball 5: Genialer Beitrag!
Danke euch allen vielmals!
Hallo, dein Beitrag motiviert mich vl. nach 30 Jahren Pause wiedermal zu beginnen.
Sehr emphatisch und tiefgründig, aber dennoch leicht lesbar und unterhaltsam geschrieben – danke! So habe ich die Stimmung auch empfunden 🙂
Ein kurzweiliger Text, hat mir sehr gut gefallen 👍
Ich freue mich schon auf ein gemeinsames Spiel 🎾
Wirklich toll geschrieben und ja, das macht den UTC Pfaffstätten so besonders!
Toller Beitrag, Irene!
LG Florian